Jürgen Friedrichs, Ulrich Schwinges: Interviewte in die Zange nehmen

Juergen Friedrichs - Ulrich Schwinges

Von Mario Müller-Dofel

„Interviewen ist keine Kunst, sondern Handwerk – erlernbar wie Klempnerei“, heißt es im Vorwort des Buchs „Das journalistische Interview“. Die Autoren, Medientrainer Ulrich Schwinges und Soziologieprofessor Jürgen Friedrichs, richten es vor allem an Hörfunk- und TV-Journalisten. Doch auch die schreibende Zunft kann viel darüber lernen, wie sie Interviewpartner korrekt in die Zange nehmen kann.

Das Buch spricht viele wichtige Aspekte an: von der Gesprächsvorbereitung, über Interview- und Fragearten, bis hin zur nonverbalen Kommunikation und eine gute innere Haltung von Interviewern. Zu Letzterem schreiben die Autoren: „Der (Anm.: Interviewer als) Stellvertreter der Empfänger ist die einzig richtige Form im journalistischen Interview, weil der Journalist sich bemüht, die Empfänger zu vertreten. Der Journalist wird sich eine möglichst genaue Kenntnis seiner Zielgruppe unter den Empfängern verschaffen und seine Fragen ungeachtet seines Vorwissens aus der Perspektive der Empfänge, und mit Rücksicht auf deren Informationsstand stellen.“ Gleich darauf machen sie klar, wie schwer die Zurückhaltung des eigenen Wissens manchen Journalisten fällt.

Thematische Highlights sind die Analysen der Interviewbeispiele, die den Großteil des Werks ausmachen und den Leser für Stimmungen, Wortbedeutungen, Interviewstrukturen, Fragetechniken und Ausweichmanöver sensibilisieren. Im Kapitel „Was Empfänger denken“ veranschaulichen die Autoren, wie die Aufmerksamkeit des Interviewpublikums nach Fremdwörtern und Fachausdrücken schwindet – ein feines Detail. Die dazu gehörende Kurvengrafik sollten Journalisten sich insbesondere vor Experteninterviews vor Augen halten.

Jürgen Friedrichs, Ulrich Schwinges: Das journalistische Interview
4. Auflage, Springer VS, 2015, 340 Seiten, 24,99 Euro (Softcover), 19,99 (E-Book)