Wollen Sie so etwas im Interview fragen?

Können Sie ausschließen, dass Sie so einen Quatsch im Interview fragen?

Stellen Sie sich vor: Arsenal-London-Prinz und Fußball-Nationalspieler Poldi schließt eine Rückkehr zum 1. FC Köln nicht aus! Und hier steht, was er sich vorher im Interview fragen lassen musste.

Von Tim Farin*

Der Sport bringt mal wieder die schönsten Schlagzeilen. Na klar, die volle Aufmerksamkeit richtet sich im Fußball-WM-Sommer auf Athleten und ihre Themen. Das alles ist so wichtig, da machen die Medien große Storys, alle spielen ein großes Spiel und neben dem Inhalt so mancher Meldung liefert vor allem das journalistische Handwerk allerlei Gründe für Emotionen. Mitfiebern muss man da nicht unbedingt, aufregen könnte ich mich aber umso mehr. Beispielhaft mal wieder über folgende Nachricht: „Podolski schließt Rückkehr nicht aus“. Muss man entsprechend im Interview fragen?

Interview fragen - podolski
Rote Karte: Manche Ausschlussfragen verdienen einen Platzverweis, nicht nur bei Fußball-Interviews (Foto: Diana Valujewa/Fotolia.com)

Die Überschrift suggeriert uns: Der Held aller Kölner, Lukas Podolski, könnte schon bald wieder im Fußballtrikot des 1. FC Köln spielen. Wie aber kommt es zu dieser Zeile? Die Zeitschrift Kicker sprach auf einer Sponsorenveranstaltung in Köln mit Poldi. Er wurde nach seiner Zukunft gefragt, antwortete vage, nicht mehr. Und zack: Weil „Poldi“ die Option nicht ausschloss, war sie tags darauf Gesprächsstoff.

Inflationärer Gebrauch

Und so ist das mit dieser Art Interviewfrage, die zu einer Art Standardsituation in journalistischen Interviews avanciert ist. „Können Sie ausschließen, dass …?“, befindet sich als rhetorische Figur inzwischen so inflationär im Umlauf, dass der eigentliche Sinn dieser Konstruktion unter dem dauerhaften Festnageln-Wollen völlig unterzugehen droht. Eigentlich nämlich dient diese geschlossene Festlegungsfrage dazu, jemanden an einem kritischen Punkt final in die Enge zu drängen. Eine Nicht-Aussage würde verräterisch, ein Ausschluss folgenreich wirken, etwa wenn sich Minister oder DAX-Vorstände verteidigen müssen.

Heute aber gibt es gefühlt kaum noch Journalisten, die nicht mindestens einmal im Interview fragen wie oben geschildert. Die auszuschließenden Hypothesen reichen vom mittelfristigen (auch so ein Wort …) Anstieg der Strompreise bis zum Terrorangriff auf das WM-Finale. Wer vernünftig denkt, weiß: Vieles lässt sich nicht ausschließen. Weil man es selbst nicht in der Hand hat. Daher würde ich ausschließen, Interviewfrage zu stellen, außer: Ich muss sie im Interview fragen, weil es wirklich sein muss.

* Tim Farin ist Mitinitiator des Wissensportals „Alles über Interviews“.