Interview-Podcast mit Martin Scholz (WamS), Teil 3, über Verschriftlichung und Autorisierung

„Manche Interviewsätze muss man beim Verschriftlichen einfach weglassen.“

Interview-Podcast mit Martin Scholz: Er hat so viele Weltstars interviewt wie kaum ein anderer deutscher Journalist. In der letzten Folge der 3-teiligen Podcast-Reihe mit ihm verrät er, welche Tücken Interviewverschriftlichungen mit sich bringen, warum er die Autorisierungspraxis positiv sieht, welche Eigenleben Agenturmeldungen über Interviews mit Leonardo DiCaprio und Steven Tyler entwickelten und warum er die Redigatur-Kompetenz der WELT-Redaktion schätzt.  (Der Player ist unter dem ersten Foto.)

Seit 2013 ist Martin Scholz verantwortlicher Redakteur für die Gesprächsreihe in der WamS, davor war er unter anderem Chef des Magazins der Frankfurter Rundschau. Seine Interviews mit Weltstars führt er am Telefon, per E-Mail und im persönlichen Gespräch. Zu seinen Gesprächspartnern gehören Hollywood-Schauspier Leonardo DiCaprio, der Sänger Steve Tyler von Aerosmith oder Bill Gates – um nur einige aus einer langen Reihe zu nennen.

Interviews-Podcast - Interviewführung
Martin-Scholz-Selfie mit US-Mime Leonardo DiCaprio 2016 in London (Foto: Privat)

Vom Gespräch zum fertigen Text

Interview-Podcast - Interviewsführung
Martin Scholz mit Rockstar Sting 2016 in Berlin (Foto: Privat)

Im dritten Teil dieser Podcast-Mini-Serie nimmt Martin Scholz uns mit in seine „Werkstatt“. Er erläutert, wie aus einem aufgezeichneten Gespräch ein spannender Interviewtext wird. Wie lange braucht er etwa für die Transkription, wie lange fürs feine Formulieren – und wie viel Zusatzrecherche ist für die Verschriftlichung notwendig?

Er verweist dabei auf den Unterschied zwischen gesprochenem und geschriebenem Wort. Der tatsächliche Sinn mancher Interview-Aussagen lasse sich beim Nachhören nicht mehr eindeutig feststellen. Dann sei es oft die beste Entscheidung, uneindeutige Sätze beim Verschriftlichen wegzulassen. Scholz spricht im Interview-Podcast auch darüber, wie er die gemeinsame Verschriftlichung mit Kollegen organisiert, was den Blick von außen für ihn so wertvoll macht und was für ihn ein gutes Textredigat ausmacht.

Meldung mit Eigenleben

Im Interview-Podcast mit Mario Müller-Dofel, Co-Initiator dieses Portals, geht es außerdem darum, wie manche Interviews ein Eigenleben entwickeln. Scholz nennt als Beispiel ein Gespräch, das er 2016 mit Schauspieler Leonardo DiCaprio geführt hat. Er fragte DiCaprio unter anderem danach, welche umstrittene politische Figur er gerne einmal darstellen würde – Donald Trump, Kim Jong-un oder Wladimir Putin. DiCaprio entschied sich für Putin. Die Nachrichtenagenturen machten daraus die Meldung, dass DiCaprio bereits im Gespräch mit Putin über einen Film sei, zumal gemeinsame Fotos der beiden existierten. Die unzutreffende Meldung ging durch die internationale Presse. DiCaprios Agentur sah sich genötigt, ein Dementi zu veröffentlichen. Dies ist nur eine von mehreren Anekdoten, die er im Interview-Podcast verrät.

Keine Angst vor Autorisierung

Interview-Podcast - Interviews führen
Martin Scholz mit Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger 1992 in London (Foto: Privat)

Dass Interviewte im Nachhinein das Gesagte glätten oder gar zurücknehmen wollten – das habe Martin Scholz äußerst selten erlebt. Im Gegenteil: Im dritten Teil des Podcasts schildert er, dass Interviewte die Autorisierung eher dazu nutzen, Aussagen zu konkretisieren oder zuzuspitzen. Voraussetzung dafür, sagt Scholz, ist ein offener und fairer Umgang miteinander.

Interview-Podcast in drei Folgen

Hört rein in den dritten und letzten Teil dieses Interviews-Podcasts mit Martin Scholz von der Welt am Sonntag. Und hört auch die anderen Teile: In Folge 1 geht es unter anderem um seine Rolle als Interviewer. In Folge 2 erzählt er, wie er weltbekannte Persönlichkeiten für seine Interviews gewinnt, wie seine Interviewvorbereitung aussieht und was Qualität für ihn bedeutet.

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