Meist senden Journalisten ihren Interviewtext vor der Veröffentlichung an den Befragten, damit der ihn freigibt. Damit lassen Sie das Interview autorisieren. Die sogenannte Autorisierung ist Sitte hierzulande – auch wenn sie beide Seiten häufig nervt. Denn in dieser letzten Phase des Interviewprozesses verhunzen viele Interviewte den Text. Gründe und Gegenmittel dafür
Hintergründe für Textänderungen durch Interviewte
Die Autorisierung, auch Abstimmung oder Freigabe genannt, ist eigentlich eine gute Idee: Der Interviewte checkt, ob der Interviewer ihn korrekt wiedergegeben hat. Dabei fliegen immer wieder Fehler auf. Allerdings nutzen Interviewte und Pressesprecher die Autorisierung gern, um klare Aussagen im Nachhinein zu vernebeln, ganze Antwortsätze zu streichen oder original gestellte Fragen zu löschen. Die dabei zutage tretenden Interessenskonflikte zwischen ihnen und Journalisten führen häufig zum Streit. Konkrete Ursachen bei Textänderungen in Interviews sind:
Spätes Erwachen
Politische Zwänge
Mangelhafte Textkompetenz
Fehlende Interviewerfahrung
Gesetzliche Schweigepflicht
Interview autorisieren: Fünf Tipps für gute Kompromisse
Jammern über die Autorisierung bringt nichts. Versuchen Sie besser, clever mit ihr umzugehen.
Machen Sie es eilig
Faxen statt mailen
Geben Sie nur den Lauftext heraus
Erklären Sie den Text wertschätzend
Setzen Sie eine Rückmeldungsfrist
Der Politiker Henry Kissinger sagte:
“Wenn ich Interviews gebe, möchte ich wenigstens wissen, was man mir nachher in den Mund legt.“ Mundgerecht nach PR-Kriterien müssen Interviewer ihren Gesprächspartnern den Happen aber nicht servieren.
Autor: Mario Müller-Dofel, Mitinitiator des Wissensportals „Alles über Interviews“.