Interviews führen mit Daniel R. Müller

“Grundsätzlich bin ich immer sehr gut vorbereitet, so dass es auch ohne Plot klappt.”

Daniel R. Müller betreibt den Blog Speed-ville.de. Dort schreibt er über den Profisport und Jedermann-Rennradfahrer, Fitnesstipps und persönliche Erlebnisse. Auch ein Interviewmagazin gehört zu seinem Repertoire. Hier beantwortet er Fragen übers Interviews führen.

Im April 2017

Interviews führen mit SpeedVille-Blogger Daniel R. Müller
SpeedVille-Blogger Daniel R. Müller: “Den Gegenüber besser kennenlernen” (Foto: Privat)

Alles über Interviews: Herr Müller, was reizt Sie daran, Interviews zu führen?

Daniel R. Müller: Den Gegenüber besser kennenzulernen. Durch das relativ förmliche Interview (Terminierung etc.) hat es auch den entsprechenden “Rahmen” für den sich beide entsprechend Zeit nehmen – leider ein Luxus heutzutage.

An welches Ihrer Interviews denken Sie am liebsten zurück?

In meinem ersten Magazin interviewte ich Othmar Peer, den ehemaligen Moderator eines sehr großen Radmarathons. In den Wochen zuvor hatte ich ihn medial etwas “angeschossen” und entsprechende Reaktionen im Gespräch befürchtet. Othmar nahm es sportlich und fair – es wurde eins der besten Interviews.

Welches Interview haben Sie mal richtig versemmelt?

Nein, da fällt mir nichts ein. Bei manchen Themen vielleicht etwas resoluter nachhaken. Grundsätzlich bin ich aber sehr gut vorbereitet, so dass es auch ohne Plot immer klappt. Meine Interviews sind eher ein Gespräch als sklavisches Frage-Antwort-Spiel.

Wann finden Sie Interviews schlecht?

Wenn keine gehaltvollen Antworten bei rumkommen, Phrasengedresche und wenn es keine “Bindung” im Gespräch gibt. Ich gelange meist auf “eine Welle” mit dem Gegenüber, dann kommen meist ganz unerwartete Dinge ans Tageslicht.

Was ist für Sie das Wichtigste bei der Interviewvorbereitung?

Mich in den Gegenüber reinzuversetzen. Versuchen zu verstehen, was ihn beschäftigt. Aber auch zu wissen, wo ich ihn packen kann: positiv wie negativ.

Haben Sie einen Tipp fürs Warm up vor dem Interview?

Nein, nicht wirklich. Sich mit dem Thema wohlfühlen und einfach aufs Gespräch freuen.

Worauf kommt es beim Fragen besonders an?

Dem Gegenüber klarzumachen, was ich jetzt eigentlich will. Oftmals verschachtelt man die Fragen ja zu sehr, so dass die eigentliche Absicht der Frage aus dem Fokus gerät. Zudem einen stimmigen Ablauf der Fragen zu haben.

Lassen Sie Ihre Texte eigentlich autorisieren? Im Journalismus ist das ja üblich.

50/50. Wenn, dann eher wegen der Transformation von Audio zu Text. Das gesprochene Wort ist bekanntlich nicht unbedingt das geschriebene Wort. Es gilt viel Sprachfehler und Worthülsen glattzubügeln.

Welches Interviewformat in Deutschland gefällt Ihnen am besten?

Galore, Joe Rogan (US-Podcast) und auch die Frank-Buschmann-Interviews gefallen mir gut. Buschmann nicht vom handwerklichen, er versucht in die Köpfe reinzugucken. Sie sprechen alle von Mensch zu Mensch. Keine/wenig Presse-Barriere dazwischen.

Wen würden Sie gerne einmal interviewen?

Lance Armstrong. Vom Thema her wie sein Auftritt bei Jo Rogan. Eins der besten Interviews, die ich je gesehen habe. Müsst ihr gucken. Schaut mal bei Youtube nach.

Was, glauben Sie, unterscheidet interviewende Blogger und Journalisten?

Ich habe keinen “offiziellen” bzw. förmlichen Auftrag. Ich bin ich und stelle ganz authentisch meine Fragen – das was mich gerade interessiert.

Vielen Dank!

Daniel Müller, Jahrgang 1978 und ein echter Internet-Freak, betreibt SpeedVille.de – einen der größeren Rennrad-Blogs in Deutschland. Auf SpeedVille.de befasst er sich eingehend mit der Faszination Radsport: Erlebnisberichte von Touren und Rennen, Interviews mit Persönlichkeiten der Szene und Produkttests. In seinem Vorleben war er leitender Angestellter bei zwei E-Commerce-Startups in München.

kurz & knackig Für die „Alles über Interviews“ – Serie beantworten Journalisten, Blogger, Volontäre, Studenten, Interviewte und Kommunikationsverantwortliche von Unternehmen und anderen Organisationen in loser Folge einen Fragebogen zum Thema Interview. Die elf Antworten sollen jeweils höchstens 250 Zeichen lang sein.