kurz & knackig mit Daniel Kraft, Pressesprecher der bpb
“Ein schlecht vorbereiteter Interviewpartner kann auch nicht im Sinne des Interviewers sein”
Daniel Kraft vertritt die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) als Pressesprecher und ist Leiter der Stabsstelle Kommunikation. Kraft studierte Politikwissenschaft, Soziologie und Germanistik und absolvierte einen Diplom-Fundraiser-Lehrgang. Hier beantwortet er Fragen über Interviews und Interviewer.
Daniel Kraft: “Pressesprecher sind ein Scharnier – für beide Seiten” (Foto: Martin Scherag)
Alles über Interviews: Herr Kraft, welche Vorteile haben Interviews aus Ihrer Sicht des Sprechers gegenüber anderen journalistischen Darstellungsformen?
Daniel Kraft: Der wohl größte Vorteil von Interviews ist der verzögerungsfreie Austausch. Er ermöglicht es, Informationen direkt und ungefiltert zu übertragen.
Wie sind Journalisten oder Blogger, denen Sie gerne Interviews geben oder vermitteln?
Ein guter Interviewer ist inhaltlich vorbereitet, reagiert auf das Gesagte, stellt es infrage und scheut sich nicht davor, hin und wieder vom Skript abzuweichen.
Was erwarten Sie von Journalisten in der Interviewvorbereitung?
Sie müssen die Balance finden und dürfen weder den Interviewten langweilen, noch ein Gespräch über die Köpfe der Leser/Hörer/Zuschauer hinweg führen, die mit der Materie des Gesprächs (noch) nicht vertraut sind. Hier muss ein Mehrwert geboten sein.
Warum sitzen oft Pressesprecher in Interviews, obwohl sie nicht die Interviewten sind?
Als Scharnier für beide Seiten. Sie unterstützen Kolleginnen und Kollegen aus der Institution, die nicht alle über langjährige Medien-Erfahrung haben oder eher auf ein Spezialgebiet festgelegt sind. Dies ist auch für Journalisten hilfreich.
Welche Verhaltensweisen von Interviewern nerven Sie?
Wenn bei komplexen Themen trotz Bitte kein vorläufiger Fragenkatalog geliefert wird. Denn ein schlecht vorbereiteter Interviewpartner kann auch nicht im Sinne des Interviewers sein.
Wann sind Interviews aus Ihrer Sicht schlecht gelaufen?
Wenn beide Seiten mit dem Gefühl aus dem Gespräch herausgehen, nichts mitgenommen zu haben.
Wann finden Sie Interviews gelungen?
Wenn es einen inhaltlichen Mehrwert liefert, statt leerer Phrasen.
Was haben gute Interviewer, was schlechte nicht haben?
Vor allem Empathie, geistige Reaktionsschnelligkeit und die Fähigkeit in einem Gespräch „Regie zu führen“, es zu lenken. So gelingt es, die richtigen Fragen zum richtigen Zeitpunkt zu stellen.
Sehen Sie Unterschiede in der Interviewführung zwischen Journalisten und Bloggern?
Ich glaube, dass beide einen guten und professionellen Job erledigen können.
Was ärgert Sie, wenn Sie Interviewtexte zur Autorisierung bekommen?
Wenn man merkt, dass kein echtes Gespräch entstanden ist, also in der Schriftform keine Dramaturgie erkennbar ist. Nichts ist schlimmer als ein Interview, das aus fünf voneinander unabhängige Fragen besteht, auf die 20-zeilige Statements folgen.
Gehört die Interviewtext-Autorisierung abgeschafft, wie es viele Journalisten fordern?
Sie spielen darauf an, dass manche Pressesprecher angeblich Interviews „umschreiben“. Das entspricht nicht meinen Erfahrungen. Ich verstehe Autorisierung als kollegiale Möglichkeit, Fehler und Ungenauigkeiten auszuräumen. Das sollte man beibehalten.
Sie dürfen der Journalistenzunft jetzt bis zu drei Fragen zum Thema Interview stellen.
Nehmen Sie Pressestellen und -sprecher eher als Unterstützung oder Störfaktor wahr und warum? Lieber keine Antwort oder eine nichtssagende Antwort? Wie viele Fragen umfasst das „perfekte“ Kurzinterview?
Vielen Dank!
Daniel Kraft, Jahrgang 1973, ist Pressesprecher und Leiter der Stabsstelle Kommunikation bei der Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn. Kraft studierte in Freiburg im Breisgau und Brünn Politikwissenschaft, Soziologie und Germanistik. Danach absolvierte er in Fribourg (Schweiz) einen Diplom-Lehrgang zum Fundraiser. Vor seinem Einstieg bei der bpb arbeitete er für die private Brücke/Most-Stiftung für Verständigung und Zusammenarbeit.
kurz & knackig Für die „Alles über Interviews“ – Serie beantworten Journalisten, Blogger, Volontäre, Studenten, Interviewte und Kommunikationsverantwortliche von Unternehmen und anderen Organisationen in loser Folge einen Fragebogen zum Thema Interview. Die elf Antworten sollen jeweils höchstens 250 Zeichen lang sein.