Interviewpartner schweigt: Boxer Norbert Grupe redet nicht mit Rainer Günzler (ZDF-Sportstudio)

„Warum schweigen Sie?“

Juni 1969: Norbert Grupe war in den 1960er-Jahren ein bekannter Box-Profi, der sich auch in der Schauspielerei versuchte. 1965 etwa war er in “Morituri” neben Marlon Brando zu sehen. Grupe arbeitete als Boxer oft unter dem Pseudonym Prinz Wilhelm von Homburg. Im “Aktuellen Sportstudio” befragt Moderator Rainer Günzler ihn minutenlang doch der Interviewpartner schweigt einfach.

Im “ZDF-Sportstudio” versucht Moderator Rainer Günzler den Boxer am Tag nach einem verlorenen Kampf zu interviewen. Aber statt zu antworten, guckt Grupe nur stark gelangweilt und sagt – nichts. Er ist ein wahrlich schwieriger Interviewpartner. Doch Günzler ist gut vorbereitet und behält die Nerven.

Moderator übernimmt auch das Antworten

Als Grupe den Moderator und seine Fragen vor laufender Kamera ignoriert, bleibt er ruhig und geht weiter im Text: “Er (Grupe) ist umgekippt, er hat es mir vorhin erzählt.” Dann versucht er auf das Schweigen seines Gesprächspartners einzugehen:
“Ich fand Sie in der zweiten Runde besser, als jetzt im Augenblick. Ich fand Sie echt besser, denn da taten Sie was und jetzt schweigen Sie. Warum schweigen Sie?”
Grupe schweigt.
“Naja, Ihr Lächeln ist ja auch ganz hübsch.”
Interviewpartner Grupe schweigt weiter.

Am Ende wird Grupe doch noch „gesprächig“

Günzler beendet schließlich das seltsame Interview: “Ich bedanke mich für dieses Gespräch, es war reizend.” Und Grupe findet auch seine Sprache wieder: “Ich mich auch, es war sehr aufschlussreich. Und es freut mich, dass Sie nach wie vor dem Boxsport mit freundlichen Augen und Worten gegenüberstehen. Recht schönen Dank, Herr Günzler.”

Des Boxers späte Rache

Später berichteten mehrere Medien, Grupe sei sauer auf Günzler gewesen, weil dieser sich in der Vergangenheit kritisch über den Boxsport geäußert hatte. Im Freundeskreis soll Grupe gesagt haben, er wolle diese Kritik an Günzler heimzahlen. Der Boxer war ein Jahr zuvor bereits zu Gast ZDF-Sportstudio gewesen. Dort hatte er den letzten Kampf aus seiner Perspektive beschrieben. Dabei zeigte der Moderator Szenen, in denen Grupe immer wieder Schläge kassieren musste. Daraufhin war der Boxer derart sauer, dass er eine Retourkutsche ersann. Schließlich entschied er sich später, im Interview zu schweigen, statt Schläge auszuteilen.

 

(Foto auf Vorderansicht: javier brosch/Fotolia)