Paul Watzlawick: Wie Kommunikation unsere Wahrnehmung beeinflusst
Das Buch „Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“ des österreichischen Psychotherapeuten und Philosophen Paul Watzlawick († 2007) gehört zu den bekanntesten Büchern über menschliche Wahrnehmung. Es richtet sich an alle Menschen, die lesen können. Zu Ende lesen werden es vielleicht nur jene, die willens sind, nicht nur die Wirklichkeit anderer Menschen, sondern auch die eigene zu hinterfragen.
Auch Journalisten haben ihre eigene Wirklichkeit
Auf Journalisten bezogen bedeutet das: Viele haben den Anspruch, objektiv zu berichten oder zu interviewen – ein aussichtsloses Unterfangen. Denn wer glaubt, eine (vielleicht sogar seine) Wirklichkeit, sei die einzig wahre, täuscht sich. Das gilt ebenso für Menschen, über die in den Medien berichtet wird oder die sich interviewen lassen, zumal solche häufig eine fehlende Objektivität auf Seiten der Journalisten beklagen.
Watzlawick wurde in Kärnten geboren, studierte in Zürich und lehrte in El Salvador und Stanford. Zuletzt lebte er in Kalifornien. Dass es unzählige Wirklichkeitsauffassungen gibt, beschreibt er anhand vieler amüsanter Beispiele und Anekdoten. All diese Wirklichkeiten ergeben sich aus biographisch bedingten, also höchst subjektiven Empfindungen und zwischenmenschlicher Kommunikation. Kein Wunder also, dass sich Interviewte mitunter empören, wenn Interviewer und Interviewerinnen deren Wirklichkeit in Frage stellen. Kein Wunder auch, wenn Interviewer und Interviewerinnen die Wirkung ihrer Fragen bei ihren Gesprächspartnern unterschätzen oder missverstehen.
Paul Watzlawick regt dazu an, über die eigene Wirklichkeit nachzudenken
Im ersten Buchteil befasst sich Watzlawick mit Kommunikationsstörungen und daraus folgenden Wirklichkeitsveränderungen. Im zweiten Teil untersucht er die „Desinformation“, die sich zum Beispiel durch absichtliche Verschleierungen und Verweigerungen von Informationen ergeben kann. Und den Schlussteil widmet er der Anbahnung von Kommunikation dort, wo noch keine besteht, wo also erst noch eine allen Beteiligten zugängliche Wirklichkeit geschaffen werden muss. Wer sich dieses Buch vor Augen hält, könnte bald seine Haltung ändern.