kurz & knackig mit Julia Liebing und Thorsten Otto vom BR

„Bei jedem zweiten denke ich, das hättest du anders anpacken müssen.“

Julia Liebing und Thorsten Otto vom Bayerischen Rundfunk haben den Deutschen Radiopreis 2014 in der Kategorie „Bestes Interview“ gewonnen. Hier beantworten sie Fragen über Interviews, Interviewer und Interviewte

Im November 2014

Thorsten Otto - Radiointerviews
Redakteurin Liebing, Moderator Otto: Radiopreis-Gewinner 2014 für das „Beste Interview“ mit der an Leukämie erkrankten Autorin Gaby Sonnenberg (Foto: BR)

Alles über Interviews: Thorsten Otto, was reizt Sie daran, Interviews zu führen?

Thorsten Otto: Mein nie versiegendes Interesse an Menschen und die Hoffnung, mich selbst deshalb besser zu verstehen.

An welches Ihrer Interviews denken Sie am liebsten zurück?

Es sind viele in Erinnerung geblieben. Aber die Frau, die mich am meisten beeindruckt hat, war Bea Green, die mit einem der letzten Kindertransporte vor den Nazis fliehen konnte und trotz ihrer schlimmen Kindheit unglaublich lebenslustig und optimistisch bis ins hohe Alter geblieben ist.

Welches Interview haben Sie mal richtig versemmelt?

Welches? Die Frage muß lauten: Welche? Bei jedem zweiten denke ich, das hättest du anders anpacken müssen.

Julia Liebing, wann finden Sie Interviews schlecht?

Julia Liebing: Erstens wenn die Chemie zwischen Interviewer und Gesprächspartner nicht stimmt. Zweitens wenn der Interviewer nicht auf das soeben Gesagte des Gesprächspartner eingeht und statt dessen nur seine Fragen abarbeitet.

Was ist für Sie das Wichtigste bei der Interviewvorbereitung?

Sich Zeit nehmen, um im Vorfeld möglichst viel über den Gesprächspartner zu erfahren, um so gezielt die richtigen Fragen auszuarbeiten, die er nicht schon hundertmal gehört hat.

Haben Sie einen Geheimtipp fürs Warm up vor dem Interview?

Thorsten Otto: Nie übers Wetter reden!

Worauf kommt es beim Fragen besonders an?

Auf Augenhöhe, Respekt vor dem Gesprächspartner und darauf, dass man wirklich zuhört.

Eine Frage zu Print-Interviews: Gehört die Autorisierung von Interviewtexten abgeschafft?

Julia Liebing: Nein, denn es kommt oft genug vor, dass der Interviewte nicht richtig zitiert wird. Daher sollte er die Möglichkeit haben, sich den Text vorab durchzulesen und eventuell eine Nachbesserung verlangen zu dürfen.

Welches Interviewformat in Deutschland gefällt Ihnen am besten?

Natürlich „Mensch, Otto!“ und „Mensch, Theile!“ bei Bayern 3. Wir beleuchten das komplette Leben eines Menschen in all seinen Facetten und nehmen uns viel Zeit für seine Geschichte.

Wen würden Sie gerne einmal interviewen?

Thorsten Otto: Sir Peter Ustinov, aber eine Standleitung ins jenseits haben wir leider noch nicht.

Sie dürfen der Pressesprecherzunft jetzt bis zu drei Fragen zum Thema Interview stellen.

Julia Liebing: Wie schaffen Sie es, einen verschlossenen Gesprächspartner zu öffnen? Wie sollte die Einstiegsfrage auf keinen Fall lauten?

Vielen Dank!

kurz & knackig Für die „Alles über Interviews“ – Serie beantworten Journalisten, Blogger, Volontäre, Studenten, Interviewte und Kommunikationsverantwortliche von Unternehmen und anderen Organisationen in loser Folge einen Fragebogen zum Thema Interview. Die elf Antworten sollen jeweils höchstens 250 Zeichen lang sein.